Kommunität Imshausen

Besinnungstage mit Filmimpulsen

Bericht über die Besinnungstage mit Filmimpulsen im Advent 2014

„Wenn Menschen sich die Hände zur Versöhnung reichen, dann wird Weihnachten.“ (aus Haiti)

Kann man in einer Haftsituation schlimmster Art offen bleiben für den Menschen in dem Wärter, der einen vielleicht Tag für Tag drangsaliert und demütigt? Ist die Gefängniszelle wirklich der ideale Ort, um sich selbst kennen zu lernen? Und ist wirklich der richtige Ort, seine eigenen Fehler und Schwächen zu erkennen und zu entwickeln, was gut ist

Mit diesen Fragen konfrontierte uns der erste Film an diesem Wochenende: „Goodbye Bafana“. Denn er stellte zunächst die Zeit dar, in der Nelson Mandela auf Robben Island im Gefängnis war. Was Versöhnung zwischen zwei Menschen bedeuten und wie sie gelingen kann, das ließ uns der Film beeindruckend erleben. Denn bei dem neu auf Robben Island eingesetzten weißen Leiter der Zensur bewirkt die Person Nelson Mandelas ein Umdenken, so dass eine zwar nicht konfliktfreie, aber respektvolle Beziehung entsteht, die sich im Laufe vieler Jahre zu einer Freundschaft entwickelt, in der der Graben der Apartheid überwunden ist.

Ein Text von Richard Rohr: das wundervolle Wörtlein „und" - führte uns zu uns selbst. Wo halten wir an einem Entweder-Oder fest und festigen so Gräben zwischen uns und anderen?

Der zweite Film „Invictus“ (Unbezwungen) war besonders etwas für Sportfans, schließlich war viel und mächtig Rugby zu sehen. Es ging dabei aber um die Überwindung der Schranken zwischen Schwarz und Weiß in Südafrika während der Präsidentschaft von Nelson Mandela, eben u.a durch diesen Sport. Sehr beeindruckend aber auch, wie Nelson Mandela in seiner näheren Umgebung des Regierungsapparats für eine unbedingte Versöhnung wirbt und sie fördert. Dadurch allerdings, dass Mandela für seine Vision der Versöhnung in dem Rugbysport, dem Sport der Weißen, eine einzigartige Chance erkennt und sie entschieden und einfallsreich ergreift, gelingt es, dass Schwarze und Weiße gemeinsam einen ekstatischen Moment erleben, als die Rugbymannschaft ganz überraschend die Weltmeisterschaft in Südafrika gewinnt. Die Feindschaft zwischen Schwarz und Weiß scheint zumindest in diesem Moment überwunden.

Welche Inspiration bewegt mich? Wie kann ich das Feuer dieser Inspiration in mir lebendig erhalten? Wo muss ich umdenken, Buße tun, damit ein Stück Himmelreich auf der Erde Wirklichkeit werden kann?

Welche Spuren hat Mandela, dessen erster Todestag sich in diesen Tagen jährte, in Südafrika und in der ganzen Welt hinterlassen? Mit dieser Frage beschäftigte sich der dritte, eher dokumentarische Film: "Madiba". Sehr unterschiedliche Positionen kamen in den Äußerungen der im Film Interviewten zu Tage, so dass das Bild Mandelas für den Zuschauer fast verwirrend gegensätzlich wurde.

Welches Bild von Nelson Mandela ist bei mir entstanden? Wo entdecke ich in dieser Person ein Stück der Botschaft des Evangeliums? Wie kann ich Versöhnung gelingen lassen? Und was hat das Ganze eigentlich mit Advent zu tun?

Jeder und jede von uns wird diese Fragen etwas anders am Ende der Tage in Imshausen in seinem Herzen beantwortet haben, aber in Bewegung sind wir alle wohl gekommen.

Wie immer waren die äußeren Bedingungen für die eigene Besinnung sehr hilfreich: das durchgängige Schweigen, die kurzen Runden echten Austausches, die schöne Umgebung, die trotz Kälte und Nebel zu längeren Spaziergängen einlud, und die typische Imshäuser Verpflegung.

Ein herzliches „Danke schön“ an alle und besonders an Angelika, Hannah und Sonja und die Kommunität Imshausen!

Gerhard Hoffmann

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