Kommunität Imshausen

Erfahrungsbericht

Ich laufe durch das Labyrinth und finde im Inneren die drei Steintafeln: “…dass ihr aus der Unruhe dieser Zeit und ihren vielen Irrwegen – alle – miteinander an den Ort der Ruhe und des Sinnes gelangt – „the still point“ – wo ER auf euch wartet (Ursula). Ja, das wünsche ich mir von Herzen für die drei Monate, die ich hier mitleben darf.
Geprägt sind die Tage von den Gebetszeiten. An den Vormittagen helfe ich mit in der Küche beim Apfelmuskochen oder im Haus beim Zimmer vorbereiten für neue Gäste. Auch im Garten bin ich gern dabei. Ich bestaune die Apfel- und Kürbisernte. Die Nachmittage und Abende gehören mir. Ich schaue zurück auf ausgefüllte und herausfordernde Zeiten als Pastorin und alleinerziehende Mutter. Was hat mein Leben geprägt und getragen? Ich atme die Stille und Schönheit des Tannenhofes tief in mich ein. Ich lese viel und genieße das wunderbare Essen mit dem Gemüse aus dem Garten, das Kania uns bereitet. Es ist schön, Teil einer geistlichen Gemeinschaft zu sein, die wertschätzend miteinander umgeht.
Gleich zu Beginn meiner Auszeit Anfang September findet das Wochenende „Glaube und Literatur“ statt. Wir lernen Etty Hillesum kennen. Eine beeindruckende jüdische Frau, die mich weiterhin mit ihren Tagebüchern aus der Zeit des Nationalsozialismus wie eine gute Freundin begleitet. Sie schreibt.: „Das ist eigentlich unsere einzige moralische Pflicht: in uns selbst große Flächen der inneren Ruhe zu kultivieren, immer mehr Ruhe, damit man diese Ruhe wiederum
auf andere ausstrahlen kann. Und je mehr Ruhe in den Menschen herrscht, desto ruhiger wird es auch in dieser aufgeregten Welt.“
Ja, ich möchte die Ruhe kultivieren, jetzt hier und auch dann, wenn ich in meinen äußerlich unruhigen Alltag zurückkehre. Wie wunderbar, dass es euch gibt – hier auf dem Tannenhof.
Christiane, September - Dezember 2024

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